Deutsche Post in den während der Weltkriege von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten
A. Im Kriege 1914/18.
In den deutscherseits besetzten Gebieten des Westens und Ostens wurden im September 1914 in Brüssel die "Deutsche Post - und Telegraphenverwaltung in Belgien" sowie vom 5.1.1915 ab in Kalisch (am 3.9.1915 nach Warschau verlegt) die "Deutsche Post - und Telegraphenverwaltung im General - gouvernement Warschau" eingerichtet. Die erste Aufgabe beider Verwaltungen, die aus Angehörigen der DRP gebildet waren, war die Postversorgung der deutschen Besatzungsbehörden und Truppen. Schon vom Oktober 1914 ab konnte in Belgien der Postverkehr der Landesbevölkerung aufgenommen werden, der nach und nach ganz in die Hand der belgischen PAnst überging. Im General - Gouvernement Warschau wurde ein beschränkter Landespostdienst am 15.7.1015 wiederhergestellt. Die Verkehrsvermittlung verblieb aber den deutscherseits geschaffenen PAnst.
Im Etappengebiet des Oberbefahlshabers Ost von den Grenzen des Generalgouvernements Warschau bis zum Rigaischen Meerbusen wurde im November 1915 in Kowno (zeitweise in Bialystok) die "Deutsche Post. Und Telegraphenverwaltung im Postgebiet des Oberbefehlshabers Ost" für den Post - und Telegraphenverkehr der Landeseinwohner eingesetzt. Vom 1. Mai 1918 dehnte sie ihren Wirkungskreis auch auf die neu besetzten Gebiete von Livland und Estland sowie auf die Gouvernementsbezirke von Riga und Ösel aus. Sie war eine Heeresbehörde und dem Stab des Oberbefehlshabers Ost angegliedert.
In Bukarest trat am 26.12.1916 die "Deutsche Postdirektion in Rumänien" ins Leben, die in postdienstlichen Angelegenheiten de, Feld - Oberpostmeister unterstand und anfänglich nur die Postversorgung der Besatzungstruppen wahrnahm. Am 1.6.1917 wurde in Rumänien der Landespostdienst unter deutscher Leitung aufgenommen.
In allen vorgezeichneten Gebieten wurden deutsche Reichspostmarken mit dem Gebietsaufdruck (Belgien, Russisch - Polen oder nachher Gen.Gouv. Warschau, Postgebiet Ob. Ost, M.V.i.R. oder zuletzt Rumänien) und g.F. der Wertangabe in der Landeswährung benutzt.
B. Im Kriege 1939/45.
Im Westen (Niederlande, Belgien und Frankreich) nahmen bei der deutschen Besetzung die Landespostbehörden den Postverkehr nach vorrübergehender kürzerer Unterbrechung wieder auf. Daneben gab es deutsche Dienstposten in Luxemburg, Elsaß, Lothringen, für die besetzten niederländischen Gebiete und in Oslo (Norwegen), zum Teil nur vorübergehend. Für das als Protektorat verwaltete Böhmen und Mähren wurde eine deutsche Dienstpost Böhmen und Mähren in Prag eingesetzt. Für das Gebiet des Reichsgaues Posen wurde eine RPD in Posen eingerichtet. Andererseits entstanden im Osten in den deutscherseits besetzten Gebieten, soweit sie nicht deutschen RPDn angegliedert wurden, für den deutschen Behördenverkehr usw, deutsche Diesntposten. Die wichtigsten waren die deutschen Diesntposten Ostland (für Litauen, Kurland, Lettland, Estland und Teile von Rußland) in Kowno und später in Riga, Osten im General - Gouvernement Polen mit Sitz in Kraukau, im Bezirk Bialystok, im Distrikt Galizien und in der Ukraine. Zum Schluß bestanden noch deutsche Dienstposten mit der Bezeichnung "Adria" – Adriatisches Küstenland, umfassend die Provinzen Trient, Görz, Triest, Istrien, Laibach und Quarnero sowie "Alpenvorland", umfassend die Provinzen Bozen, Trient und Belluno. In einzelnen Gebieten wurden besondere Postwertzeichen herausgegeben.
in: Hans Rackow: Handwörterbuch des Postwesens